Peanutbutterbread
Noch in der Vorbereitungsphase:
Learning American Fast-Food Culture, Lesson 1: The Peanutbutterbread.


WIR SIND AM START

“Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?” Das frage ich mich auch. Besonders, wenn die Ferne in den Staaten liegt. Aber bleiben wir locker und möglichst Vorurteilsfrei, es geht ja noch nicht mal richtig los.

Dienstag, 24. Februar: Die Welt ist groß, die Welt ist weit. Und wie wenig man davon in seinem Leben zu Gesicht bekommt merkt man zumeist erst dann, wenn man seinen Rucksack packt und in die Fremde zieht.

Noch sitze ich hier gemütlich auf dem Boden des neuen, alten Europas. Ein geschichtsträchtiger Boden ist das - dort, unter meinen Füßen. Nächste Woche allerdings gehts rund und zwar einmal herum um den halben Globus in die Vereinigten Staaten von Amerika. Genauer gesagt reise ich zusammen mit meiner Schwester nach Phoenix, das im westlichen Teil der USA liegt - unweit entfernt von der mexikanischen Grenze.

Was uns dort hin treibt? Ein paar Kilometer ausserhalb von Phoenix, der Hauptstadt von Arizona liegt Goodyear. Und eben dort lernt Flo, der Freund meiner Schwester im Rahmen einer Ausbildung zum Piloten bei der deutschen Lufthansa das Fliegen. Jetzt mal bitte alle Bauch rein, Brust raus: R-E-S-P-E-K-T!! Diese Ausbildung ist wahrlich nicht pille-palle und wer kann schon von sich behaupten, jemanden in der Familie zu haben, der Pilot bei der Lufthansa wird? Eben. Ich hoffe ihr vernehmt den hörbar und zu Recht mit Stolz erfüllten Unterton in meinen Worten.

Also, in erster Linie wollen wir Flo besuchen, Urlaub machen und uns ein wenig Land & Leute ansehen. Warum auch nicht - Küblböck und Co. schicken sie in den Dschungel von Down-Under, wir gehen dafür ins Trainingscamp zukünftiger Lufthansa-Piloten in die Wüste von Arizona.

Und damit ich all den daheim gebliebenen Bericht über die alltäglichen Kuriositäten aus dem Land der begrenzten Unmöglichkeiten erstatten kann, stelle ich diese Seite online. Für die Zeit meines Aufenthaltes in Goodyear ist dies hier die Informationsplattform mit Neuigkeiten aus erster Hand - brandaktuell und in Echtzeit. Mit anderen Worten: “Sebastian goes embedded”. Dabei nutze ich die Internetanschlüsse im Camp des Lufthansa Flight-Training Centers, um diese Seite aktuell zu halten. Ihr könnt jedoch auch jederzeit per Mail mit mir in Kontakt treten, schauen, wie das Wetter in Phoenix ist oder mir per Webcam beim Schreiben zusehen - die schöne, neue Netzwelt machts möglich.

Nichtsdestotrotz ziehe ich nicht unvorbereitet über den großen Teich. Um einigermaßen gewappnet zu sein vor dem kulinarischen, wie auch kulturellen Schock und um mich nicht gleich im Vorfeld zu disqualifizieren, trainiere ich seit ein paar Tagen den “American Way of Life”. Morgens esse ich regelmäßig einen Erdnussbuttertoast, ganz dick mit Marmelade. Langsam arbeite ich mich dann weiter durch ein paar Ausgaben Captain America Comics, lasse meinen Automotor laufen, wenn ich einkaufen gehe und bin jetzt bei Country-Music angelangt. Hank Williams Senior - mindestens eine halbe Stunde am Tag. Am Anfang tats noch weh, mit der Zeit wird man jedoch zunehmend gleichgültig. Und sollte alles nichts helfen und ich am Ende vereinsamt dürstend nach kultureller Gehirnnahrung und intellektueller Stimulanz in der amerikanischen Wüste stehen, so habe ich noch - sicher verwahrt in meinem Reisegepäck - einen geheimen Joker: Meinen iPod, randvoll mit über 20 Stunden “Kinski spricht Werke der Weltliteratur”. Da kann kommen, was will - ich bin bereit.

An dieser Stelle noch ein persönliches Statement: Über Amerika zu reden heißt über Zwiespältigkeit zu reden. Ich bin kein Vertreter des stupiden Anti-Amerikanismus. Verallgemeinerung ist der erste Schritt hin zu den niederen Gefilden des Rassismus. Wer diese Nation in einem Atemzug mit Hohn und Spott belegt und im nächsten ungefragt amerikanische Filme, amerikanische Musik, amerikanisches Essen, amerikanische Kleidung, amerikanische Technik und amerikanische Floskeln gebraucht, der ist ein Heuchler und verkennt die Tatsache, dass bereits nahezu in jedem Bestandteil unseres Alltags Elemente der amerikanischen Kultur einfließen. Allerdings - und das will ich hier definitiv betonen - hat dieses Volk gewiss schon größere Sympathisanten als mich erlebt. Die amerikanische Gesellschaft hat bis dato die wohl unsinnigsten und widersprüchlichsten Formen zivilen Daseins hervorgebracht, die dieser Planet je gesehen hat. Eine dieser verirrten Gestalten hat es sogar ganz weit geschafft aber das ist ein anderes Thema.

Kurzum: Mit einer in der Masse des amerikanischen Volkes exzessiv zelebrierten Sinnfreiheit, der fehlenden kritischen Hinterfragung ihres Strebens und der fehlenden Überlegung einer sinnvollen Nachhaltigkeit ihres Handelns auf der Welt, gepaart mit einer an Ignoranz nicht zu überbietenden Überheblichkeit bei allen militärischen Diskursen und einem unsäglichen puritanischen Patriotismus macht sich dieses Volk, dass sich von Gott befohlen sieht nur wenig Freunde auf der Welt. Dieses Aussage lasse ich jetzt einfach so im Raum stehen - unkommentiert und am Ende meines ersten Eintrages. Wer ausführlicher darüber diskutieren möchte soll sich keinen Zwang antun und mir schreiben.

Soviel für den Augenblick. Stay tuned for more happy days!!