Es darf gequalmt werden. Oder doch nicht? Bayern entscheidet an diesem Sonntag per Volksentscheid über ein strenges Rauchverbot. Dabei wurde selten über einen Gesetzesbeschluss soviel Bohei gemacht; selten waren die Lager so gespalten. Gutheisser wie Ablehner argumentieren mit viel Verve. Eine pro-Rauchverbot-Aussage weht mir in den letzten Stunden allerdings so oft um die Ohren, dass ich jetzt mal was dazu schreiben muss.
„Unbedingt wählen gehen!! Gesundheit ist unser höchstes Gut! Denkt auch an die, die heute nicht selbst entscheiden können, z. B. die Kinder!“
Okay, lobenswerter Aufruf und Argument. Konsequent verfolgt würde dieser Standpunkt allerdings bedeuten, dass man auch für die Abschaffung genveränderten Brokkoligemüses, für die Abschaffung von Handymasten, für die Abschaffung der kosmischen Hintergrundstrahlung, für die Rettung des Seepferdchens und für den gesetzlich verordneten Pflichteinbau von Rußpartikelfiltern stimmen muss. Und für oder gegen mindestens drölfmillionen weiterer Sachen, die die Gesundheit beeinträchtigen.
Ich bin sehr kritisch, was dieses Volksbegehren betrifft. Gerade diese „aber unsere lieben armen, unmündigen Kinder“-Argumentation der ödp halte ich für überkommenes, tendenziöses Geplapper. Da sollten sie erst mal Pokemon und RTL2 verbieten, dann reden wir über den Nichtraucherschutz weiter.
Deutsche sind Überreglementierungskünstler. Warum lässt man dem Bürger nicht die Freiheit selbst zu entscheiden? Muss denn jeder Furz reguliert werden? Das Gesetzt zum Nichtraucherschutz (schöner Euphemismus, statt „Rauchverbot“) ist in seinem jetzigen Zustand nicht schlecht. Gastronomen, die ihre Einrichtungen rauchfrei betreiben erleben ebenso Zuspruch, wie Einrichtungen, die das Rauchen explizit erlauben.
Ich bin Nichtraucher, überzeugt, aber kein Gesundheitsnazi. Für den Raucher ist es ebenso ein Stück Lebensqualität, in einem Raucher-Café seinen Kaffee mit Zigarette zu genießen, wie es für mich ein Stück Lebensqualität ist, in der Pizzeria meines Vertrauens keinen Qualm ins Gesicht geblasen zu bekommen. Und dieses Nebeneinander funktioniert mit dem bestehenden Gesetz ganz gut.
Darum: „Nein“ zum Nichtraucherschutz, „Ja“ zur Entscheidungsfreiheit und gegen Überreglementierung.
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