Großchance

Es ist immer wieder fürchterlich anzusehen, wie sehr wir unsere Sprache unnötig in Gefühlsglutamat tunken, bis sie fett und schwammig und ganz bis zur Unkenntlichkeit aufgequollen ist. Normale Wörter sind das, an sich Gute, da Einfache, die durch ständige Überhöhung immer mehr Bedeutung verlieren.
Dass überall verbilligte Waren mit großen roten „SALE“ Aufklebern beworben werden, darüber mögen sich manche ob des unsäglichen Anglizismus aufregen. Mich macht das schon lange nicht mehr nervös, ehrlich. Ich vermisse lediglich das „Angebot“, das anscheinend zu still, das einfache „Reduziert“, das zu leise geworden ist. Hat alles mal wunderbar funktioniert aber die Leute springen nicht mehr darauf an.
Sei’s drum.

Eines dieser durch ein vorangestelltes Adjektiv aufgeplusterten Wörter, das mir besonders während der Fußball-EM, und dort besonders wegen maximal unreflektierter Blödigkeit immer wieder auffiel war die „Großchance“, die ein Klose oder Gomez stets auf dem Fuß hatten und dennoch immer wieder vergaben.

Hallo, Großchance.
Ich frage mich: Was ist bloß los mit der Chance? Reicht sie nicht mehr? Ist das Wort als Gedankengefäß zu eng geworden? Beinhaltet eine Chance per se nicht eh schon alles? Größtmöglicher Aufstieg, größtmöglicher Niedergang?

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