Nicht nur der heutigen Titelaufmachung eines lokalen Blättchens lässt sich unschwer entnehmen: ja, es muss wohl Fußballweltmeisterschaft in Deutschland sein. Was steht dort alles?
„1,5 Milliarden Menschen blicken heute auf München“ – und zeigt Fotos von so bekannten Persönlichkeiten wie Toni Braxton, Udo Jürgens, Bobby Charlton, Pelé, Manuel Barroso, Fürst Albert II. und natürlich Joseph Blatter, die entweder alle auf München blicken oder sich in diesem Augenblick in und um München befinden. Zu Gast bei Freunden, denn man wird ja schließlich nicht müde, dies zu betonen. Ein Mantra, das immer und immer wieder vorgebetet wird.
Und sonst? „Vor 120 Jahren starb König Ludwig II“ und „Peter Handke verzichtet auf den Heine Preis“. Präsident Ahmadinedschad lenkt mit dem iranischen Atomprogramm ein und an der Nordseeküste fanden Spaziergänger die ersten Seehund-Heuler der Saison. Ein Luftangriff der US-Streitkräfte im Irak tötete den Terrorist Al-Sarkawi, Deutschland ist Top-Standort und die Nato möchte in Zukunft bis zu acht Kriege gleichzeitig führen können. Alles wie gehabt also, bis auf die Sache mit dem Runden, dass ins Eckige muss und einen von jeder Seite anspringt.
Himmelende setzt sich dafür ein, dass Joseph Blatter zum neuen Weltkanzler ernannt und die FIFA als Weltregierung eingsetzt wird. UNO, Nato und dergleichen schafft man im Zuge dessen einfach ab. Und alle Waffen auf der Welt gleich mit dazu, denn statt mit Raketen schießen wir in Zukunft mit Fußbällen. Ein stimmiges Konzept, die Erde ist ja eh rund.
Was geschieht aber nun, wenn der schlimmste anzunehmende Fall eintritt? Wenn der Deutschland-Express, unsere so bejubelte Nationalelf vorzeitig ausscheidet? Alles halb so schlimm. Die Welt ist ja zu Gast bei Freunden. Also Freunde sind zu Gast bei Freunden. Und Freunde lässt man doch auch mal gewinnen, oder?