Ein junger, bärtiger Mann, nur spärlich bekleidet mit einer Badehose steht in einem grauen, würfelförmigen Raum ohne Fenster. In der Mitte des Raumes befindet sich eine baumähnliche Skulptur: einzelne Holzelemente aus einem Baumarkt, mit präziser Maschinengenauigkeit gefräst und mit Schrauben fixiert, sind ähnlich wie Äste um den Stamm angeordnet.
Der Mann öffnet nun eine Schublade im Stamm des Baumes, aus der er einen Schraubenschlüssel nimmt. Nun beginnt er, den Baum Stück für Stück zu zerlegen. Er verteilt die Einzelteile zunächst auf dem grauen Teppich mit Blümchenmuster und fügt nach und nach die Teile zu neuen Objekten zusammen: ein Gartenstuhl, ein Sonnenschirm und zu guter Letzt ein Stockbett, dessen wackliges Bein er mit einem Familienfoto unterlegt. Schlussendlich legt sich der Mann nach getaner Arbeit schlafen.
Es wäre kein arte-Kurzfilm, wenn er nicht tatsachengetränkt daherkommt und mit einer kodierten Message aufwartet. Der in der Mitte stehende „Baum“ ist ein expressionistisches Gefüge aus Einzelstücken, die anders formiert Alltagsgegenstände bilden. Grundbestandteil ist Holz, ein Rohstoff und Gegenstand jahrhundertealter Bautradition. Der Mann ist isoliert in der Kammer, abgeschottet von der Aussenwelt operiert er im Geheimen und hat nichts ausser seinen Händen, einen Schraubenschlüssel und ein Foto, wahrscheinlich von seinen Liebsten. Unser experimental Robinson Crusoe bedient sich also am Roh-Stoff und orientiert sich an den ihm innewohnenden Fähigkeiten und Erfahrungen. Er dekodiert den Baum aus Baumarktelementen, um ihn hernach wieder zu kodieren; er geht an dieses Gebilde heran, zerlegt es in seine Einzelkomponenten und führt es in die jeweiligen Ursprungsformen zurück. Die Arbeit des Holzskulpturkünstlers ist es, aus einem Abstraktum sinnstiftende Alltagsgegenstände zu rekonstruieren, eine Rückbesinnung auf etablierte gesellschaftliche Werte.
So. Komplett schleierhaft bleibt mir jedoch, warum sich der Jungspund-Peter-Lustig ausgerechnet in Bermuda-Shorts und mit aufgeklebtem Taliban-Bart durch sein IKEA-Glück bastelt. Wer möchte, kann bei Bedarf noch eine Schnitte platonisches Höhlengleichnis hineinwursten. (Ist es nicht die den Gegenständen zugrunde liegende Idee, die diese erst formt?) Aber vielleicht habe ich heute ganz einfach nur zu viel Kaffee getrunken und meine zerebrale Denkfurche dehydriert langsam. Nichts für ungut.
Danke, Sebastian, für diese Analyse bzw. diesen Text.
Wieder mal genial einfach und einfach genial. Sänks for that!
Da hat sich das Rumschicken doch schon wieder gelohnt.
Gerne doch. Ich musste mal wieder so einen verschwurbelten Scheiss raushauen. Gehirnflatulationen, you know? Da hatte sich was angestaut. Dialektik, fundierte Argumentation – war alles ein Nebenprodukt. Eigentlich wollte ich mich über all die Pseudo-Interpretationen lustig machen: Kritiker, die in alles und jedem was reindeuteln können. Darum mit einem Augenzwinkern zu lesen (siehe tag).