Stadt, Land, Flucht

Wenn ich nicht hier bin, bin ich auf dem Sonnendeck.
Wenn ich nicht hier bin, bin ich auf dem Sonnendeck.

Prokrastination galore!
Das ist wieder mal so ein Eintrag, der eigentlich gar nicht da sein dürfte, den es überhaupt nicht geben dürfte, weil ich tausend andere Dinge zu erledigen hätte. Allen voran aufs Abitur zu lernen, zweiter Bildungsweg ahoi: Biologie und Deutsch im Leistungskurs, wobei mich Ersteres jeden Morgen gleich aufs neue zum Kotzen bringt, nämlich beim Betrachten der Lernunterlagen: Bücher, Abitrainer, Papierberge. Mengenmäßig ist das ein fucking Mount Everest und wie dieser Berg bis zu den ersten Terminen zu bewältigen ist, bleibt mir ein Rätsel. Die Zeit wird knapp aber ich halt mich ran. Winseln gilt nicht. Und statt ständig zu fragen „Wie schafft man das? Wie schafft man das?“, fange ich jetzt einfach mal an.

Von dementsprechender Unruhe getrieben, bin ich vor ein paar Tagen kurzerhand aus der Stadt aufs Land geflohen, also quasi Landflucht, nur umgekehrt, um mein nervöses Seelenleiden zu kurieren; aufs Land zu meinen Eltern, der spirituellen Herberge, Rückzugsort, dem letzten heimeligen Haus und ich komme mir abwechselnd vor wie Hans Castorp auf seinem Zauberberg oder Frodo auf dem Weg zum Schicksalsberg. Gefühlsmäßig also irgendwo dazwischen und ich genieße die ersten sonnigen Frühlingstage und die Landluft und meinen neuen Lernplatz auf der Terrasse (siehe oben) enorm.

Damit das Körperliche bei all der geistigen Aktivität nicht auf der Strecke bleibt, laufe ich weiter. Hier im Hinterland ist das natürlich besonders schön: Kaum Hunde und Verkehr und Kackautofahrer, die einem den Ruß ins Gesicht pusten. Die Feldwege sind weit und geschottert und größtenteils unerkundet und besonders in den frühen Morgenstunden kann es schon mal passieren, dass einem Reh und Hase ein Stück begleiten. Die Idylle ist manchmal fast schon zu harmonisch, da tuts dann auch mal gut, am Abend Explosiv oder Brisant oder irgend etwas boulevardeskes in der Art einzuschalten, um sich mit der nötigen Dosis Bullshit zu versorgen.


Nun gut, gestern war also Laufen im Hinterland angesagt, Kilometer sammeln für den Münchner Paarlauf, einem aktuellen Nike+ Wettbewerb. Immer zwei Leute pro Team, ich und „Xorguina“ laufen für den Eisbach. Momentan liegen wir noch in Führung, hoffentlich können wir das Tempo bis zum Monatsende halten. (Ihr findet die Laufstatistik auch auf dieser Seite, sollte das Flash-Dingens hier links nicht funktionieren).

Mit den ersten heißen Sommertagen steigt auch die Belastung für den Körper beim Laufen an und man sollte es eigentlich in diesen ersten Tagen etwas ruhiger angehen lassen. Aber nein, der Sebastian gibt sich gleich die volle Kilometer-Dosis. Auf meiner gestrigen Laufstrecke gabs kaum Schatten, nein halt, eigentlich gabs gar keinen Schatten. Es war schon ziemlich heiß, zum Glück wehte ab und zu eine kühle Brise, die sorgte wenigstens für etwas Erfrischung. Minimal, aber okay. Die 13,74 Km spulte ich in einer Stunde ab, meine Pace war für meine Verhältnisse und diesen äusseren Bedingungen verflucht hoch (4:56/Km) und während der ganzen Zeit knallte mir die Sonne direkt aufs Hirn. Das rächte sich nach rund 50 Minuten. Es begann mit einem Prickeln an den Schläfen, mein Blutdruck stieg (ich merke das in meinen Ohren) und ich nahm das Tempo runter. Langsam stellten sich Gleichgewichtsprobleme ein und ich dachte mir: „Okay, Sebastian. Wenn du jetzt nicht gleich Schatten oder zumindest einen Kühlschrank findest, hauts dich um.“ Ich konnte meinen Kreislauf dann doch noch mit ein paar Positiv-Mantras überreden (Nein, es wird mir nicht schlecht. Nein, ich falle nicht in Ohnmacht. Ja, es ist alles gut, etc. blabla), dass er mich nicht verlässt und doch noch eine Weile bei mir bleibt, zumindest bis ich es in das nächste Waldstück oder gleich nach Hause schaffe.

Dort angekommen war das erste: raus aus der Sonne. Ich zog mein Laufhemd aus, ging noch ein paar Meter halbnackt durch den Garten (auf der Schattenseite), ausdampfen und trank erstmal gefühlte 39 Liter Wasser. Gott, ich schwitzte Sturzbäche! Interessehalber stellte ich mich dann auf die Waage. Der Gewichstsverlust nach einer Stunde war enorm: 2,1 Kg! Eine Stunde vor dem Start wog ich noch 60,9 Kg, jetzt zeigte das Display 58,8 Kg, reiner Flüssigkeitsverlust. Naja, da hab ich ganz schön was wegdiffundiert.

So, und jetzt: Keine Zeit für weiteren Müßiggang. Ich schmeiss mich wieder auf mein Sonnendeck und steck die Nase in die Genetik. Wünscht mir Glück und Inspiration.
Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Ich knack bald Ich habe die 1000 Kilometer-Marke erreicht, die ich mit Nike+ gelaufen bin. Gibt ne riesen Party, ihr seid alle eingeladen.

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