An diesem Wochenende tagte die unvermeidliche Sicherheitskonferenz in München und das hieß: Helikopter, Straßensperren, Umleitungen und eine Tausendschaft an Polizeibeamten – genauer, 3400 – die aus dem gesamten Bundesgebiet zusammengezogen wurden, verzierten das Straßenbild. Das Spiel wiederholt sich in regelmäßigen Abständen. Ich komme gerade mit frischen Eindrücken zurück aus der Innenstadt: Großdemonstration gegen die Konferenz. Und die internationale Solidarität marschierte heute mit 20.000 Watt Bassbumms fahnenschwingend direkt an meiner Tür vorbei. Als von Terrordrohungen gegängelter Bürger hat man hat sich an schwer bewaffnetes Sicherheitspersonal im Stadtbild längst gewöhnt. Allein bei diesem Gleichgültigkeitsgedanken sollte einem ein Warnlicht aufgehen. Seit den letzten Anschlagswarnungen in Deutschland vor ein paar Monaten, als noch von einer konkreten Gefahr die Rede war üben wir uns in heroischer Gelassenheit. Oder zumindest in etwas Vergleichbarem. Ausser, dass in der Zwischenzeit viel Wasser den Ganges hinunter geflossen ist, ist sonst nicht viel passiert.
„Für eine sichere Welt im 21. Jahrhundert“ ist eines der Mottos der Veranstaltung und eine Phrase stach mir während der Podiumsdiskussionen besonders ins Auge: internationale Sicherheitsarchitektur. Das fühlt sich an wie ein Gebäude, das um uns herumkonstruiert wird; etwas, das auf einer Blaupause entworfen und dann rigoros in der Realität angewandt wird. Wenn ich dieses massive Auftreten der Staatsgewalt in der Öffentlichkeit beobachte, wird mir immer anders; ich bin verwirrt und ratlos und in mir gärt das unbestimmte Gefühl, dass etwas nicht stimmt mit dieser Welt, dass da etwas direkt vor meinen Augen falsch läuft. Warum muss eine Konferenz, in der es um unsere Sicherheit geht, vor uns geschützt werden? Weil viele mit dieser Aussenvorbehaltung, mit dieser Politik nicht einverstanden sind. Warum muss so eine Veranstaltung, die vielen als provokanter Akt gilt überhaupt in einer Stadt abgehalten werden? Je mehr Polizisten dort sind, um so mehr zeigt sich, wie stark der Grad der Ablehnung ist. Und es waren sehr viele Polizisten dort.
Ich finde es äusserst bedenklich, dass die Menschen, die über unser Wohl und Weh entscheiden, die eigentlich in Kontakt und Dialog mit uns stehen müssten, von uns ferngehalten werden. Ich frage mich, um welche Sicherheit es dabei eigentlich geht: Um unsere oder deren Sicherheit? Immer wenn diese Konferenz in der Stadt tagt, fühle ich mich besonders ohnmächtig und sehr sehr weit weg von denjenigen, die über unsere Zukunft entscheiden sollen.
Tu‘ gutes muss im Umkehrschluss nicht bedeuten, nichts böses zu tun.