Beunruhigend schöne Erde – Zeit Online
„Magie lebt in Kurven, nicht in Winkeln.“
Mason Cooley, amerikanischer Aphoristiker
Ein neues geochronologisches Erdzeitalter ist angebrochen: das Anthropozän. Der Mensch ist heute die stärkste unweltbeinflussende Kraft auf diesem Planeten. Wir verändern nachhaltig Klima, Vegetation und Fauna. Ganze Ökosysteme brechen zusammen oder richten sich neu aus. Staudämme, Autobahnen, Monokulturen, Entwässerungsanlagen – urbane Lebensräume oder Anlagen, die zu ihrer Versorgung dienen versiegeln die Erdoberfläche und fressen sich wie Krebsgeschwüre in die Landschaft.
Vom Weltall aus betrachtet mag man über die Kunstfertigkeit der Natur ins Staunen geraten. Die türkisfarbenen bis dunkelblauen Schattierungen der Meere, in unendlicher Vielfältigkeit. Mangrovenwälder getupft in sattem Grün, ockerfarbene Sanddünen, die wie über die Landschaft gewischt wirken; all dieses Krumme, Vesprenkelte und Gerankte, es entspringt einer absurden Vielfältigkeit, wie nur die Schöpfung selbst sie zu zeichnen vermag.
Das einzige geographische Merkmal, das dieser Planet jedoch nie selbst hervorgebracht hat, ist die exakte Linie. Sie entspringt allein dem Menschengeist, sie trennt und separiert, ist Eingriff und kühle Entschiedenheit der Kalkulation, ordnet Räume künstlich neu an. Überall dort, wo diese Gebilde zu sehen sind, waren Menschen am Werk.
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