Gut, wir scheren aus. Normalerweise dreht sich die Sammlung im Wortstoffhof hauptsächlich um Wortkonstrukte aus dem deutschsprachigen Raum. Aber heute bringen wir mal eine anglizistische Weiterentwicklung aufs Tablett, mit der wir – lassen Sie uns das Niveau nicht unnötig anheben – nicht ganz fein damit sind: die Eatery.
Für alle die nicht wissen was sie erwartet, wenn sie demnächst in eine Eatery eingeladen werden sollten: da gibt es was zu essen. Nannte man früher mal Lokal oder Restaurant, ist jetzt aber auch egal, was Sie wissen müssen ist, dass es etwas mit Teller und Besteck und Fressi Fressi zu tun hat.
Wenn ich ehrlich sein darf, diese neueingeführte Bezeichnung war mir lange Zeit etwas unheimlich. Und was macht man mit fremden Dingen, vor denen man Angst hat? Richtig, man isst sie entweder auf (siehe Pferdewurst) oder man übersetzt sie ins Deutsche. Probieren Sie mal: die Esserei. Klingt albern, nicht? Sehen Sie.
„Komm, wir gehen in eine Esserei.“ oder „Große Fresserei in der Esserei.“ Davor kann man allen Ernstes keine Angst mehr haben. Ausserdem klingt es ein kleinwenig bodenständiger, als das gehobene Restaurant unserer französischen Nachbarn, insgesamt also gar nicht mal so unsympathisch.
Es reicht jedoch scheinbar nicht aus, die Eatery ganz alleine stehen zu lassen. Man garniert sie häufig und zu allem Übel noch mit weiteren zweifelhaften Wortschöpfungen. Zwei Beispiele.
LAX Eatery
Die LAX Eatery macht bestimmt ganz tolles Essen. Keine Ahnung, ich war noch nicht dort. Sollten Sie also bei LAX Eatery arbeiten oder dort mal zum Essen gewesen sein, das geht nicht gegen Sie persönlich. Wer bei diesem Namen nicht zuerst an rohen Fisch oder an Laichplätze in fernen Flussläufen denkt, denkt womöglich abwechselnd an Flughafen und Abführmittel. Flughafen, Abführmittel, Flughafen, Abführmittel. Das kann man beliebig lange hin und her schaukeln ohne dabei richtig Bock auf Essen zu bekommen. Beeindruckend, nicht?
Plan B Eatery
Auch die Plan B Eatery macht bestimmt ganz tolles Essen. Keine Ahnung, ich war noch nicht dort. Sollten Sie also bei Plan B Eatery arbeiten oder dort mal zum Essen gewesen sein, fühlen Sie sich bitte, wie die Damen und Herren von der LAX Eatery hoffentlich auch, nicht auf den Schlips getreten. Bei einem Plan B, da bin ich vielleicht ein bisschen pedantisch, drängt sich mir unweigerlich eine Frage besonders auf: Wenn Plan A schon nicht geklappt hat, muß man sich dann wirklich von Plan B bekochen lassen dürfen? Müssen? Wie auch immer, Sie als ausgefuchster Connaisseur oder Connaisseuse verstehen sicherlich meinen Gedankengang.
Also alles sehr zweifelhaft, sehr.