Geruche mögen jugendlich Geist. Heute wagen wir uns mit Altavistas tollem Übersetzungsblubb an einen Nirvana-Song auf Abwegen. Und Babelfish dreht mal wieder ab. Eine kurze Liedanalyse.
Das Spiel ist nicht mehr neu, wenngleich die grammatikalisch hilflosen Übersetzungsversuche von Babelfish immer wieder für einen Schmunzler gut sind. Vor kurzem befand ich mich während einer meiner Entmystifizierungstouren auf der Suche nach dem Text von „Lithium“ – ein Song von Nirvana, für alle Nichteingeweihte. Interessehalber (und natürlich weil mich das verkorkste Ergebnis juckte) bemühte ich besagten Übersetzungsdienst.
Original:
I’m so happy / Cause today I found my friends / They’re in my head.
I’m so ugly / But that’s ok / ‚Cause so are you / We’ve broke our mirrors.
Sunday morning / Is everyday for all I care / And I’m not scared.
Light my candles / In a daze cause I’ve found god.
Yeah [x bunch of times]
I’m so lonely / And that’s ok / I shaved my head / And I’m not sad.
And just maybe / I’m to blame for all I’ve heard / And I’m not sure.
I’m so excited / I can’t wait to meet you there/ And I don’t care.
I’m so horny / But that’s ok / My will is good.
Yeah [x bunch of times]
[Chorus]
I like it / I’m not gonna crack.
I miss you / I’m not gonna crack.
I love you / I’m not gonna crack.
I kill you / I’m not gonna crack.
[x2]
I’m so happy / Cause today I found my friends / They’re in my head.
I’m so ugly / But that’s ok / ‚Cause so are you / We’ve broke our mirrors.
Sunday morning / Is everyday for all I care / And I’m not scared.
Light my candles / In a daze cause I’ve found god.
Yeah [x bunch times]
[Chorus]…
Übersetzung:
Ich bin so glücklich / Ursache heute fand ich meine Freunde / Sie sind in meinem Kopf.
Ich bin so häßlich / Aber das ist okay / Ursache sind so Sie / Wir haben brachen unsere Spiegel.
Sonntag Morgen / Für alle ist Obacht täglich / Und ich werde nicht erschrocken.
Beleuchten Sie meine Kerzen / In einer Benommenheitursache habe ich Gott gefunden.
Yeah [ x Bündelzeiten ]
bin ich so einsam / Und das ist okay / Ich rasierte meinen Kopf / Und ich bin nicht traurig.
Und gerade möglicherweise / Ich soll für alle tadeln, die ich gehört habe / Und ich bin nicht sicher.
Ich bin also aufgeregt / Ich kann nicht warten, um Sie dort zu treffen / Und ich interessiere mich nicht.
Ich bin so hornig / Aber das ist okay / Mein Wille ist gut.
Yeah [ x Bündel Zeiten ]
[ Chor ]
mag ich es / Ich werde nicht knacken.
Ich vermisse Sie / Ich werde nicht knacken.
Ich liebe dich / Ich werde nicht knacken.
Ich töte Sie / Ich werde nicht knacken.
[ x2 ]
Ich bin so glücklich / Ursache heute fand ich meine Freunde / Sie sind in meinem Kopf.
Ich bin so häßlich / Aber das ist okay / Ursache sind so Sie / Wir haben brachen unsere Spiegel.
Sonntag Morgen / Für alle ist Obacht täglich / Und ich werde nicht erschrocken.
Beleuchten Sie meine Kerzen / In einer Benommenheitursache habe ich Gott gefunden.
Yeah [ x Bündelzeiten ]
[ Chor ]…
Als ich diesen Song in den 90ern hörte, hatte ich vom ersten Tag an nicht den blassesten Schimmer, von was der Kurt da singt, geschweige denn von der Bedeutung des Titels. Ein Metall? Akkus? Hä?! Ich versuchte mit geballter Gedankenkraft hinter dieses Rätsel zu kommen – schlau wurde ich daraus allerdings nie und so ernannte ich Cobains exzessiven Drogenkonsum zum Hauptverantwortlichen für diesen scheinbar sinnfreien Song.
Jahre später.
Neulich las ich im Beipackzettel einer Schachtel Psychopharmaka die Neben- und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Sehr heftig. Jedenfalls – unabhängig davon stand dort etwas, das mir speziell mit diesem Song sehr weitergeholfen hat. Serendipity nennt man das im Englischen – zu finden, was man eigentlich gar nicht gesucht hat. Aber das gehört jetzt nicht hierher.
Lithium ist ein Antidepressivakum, das bei seelisch-geistigen Störungen eingesetzt wird und um manisch-depressive Phasen zu bewältigen. Und dieses Hintergrundwissen hat mich Kurt „Kopflos“ Cobains Song aus einem neuen Blickwinkel betrachten lassen.
Lithium ist kein Lied über einen verdrogten Junk in der Gosse, der keinen vernünftigen Haupt- und Nebensatz formulieren kann. Es ist ein Lied über einen Schizophrenen aus dem Westflügel der geschlossenen Abteilung. Dort, wo die netten Jungs mit den vielen bunten Bonbons und den hübschen weißen aber verdammt engen Jäckchen rumlaufen. Cobain singt von einem Typen, der seine Freunde im Oberstübchen gefunden hat, der in seinem Spiegelbild einen anderen Menschen erkennt, mit ihm redet und ihm sagt, er sei genau so hässlich wie er. Der sich den Kopf kahl schert und der in all seiner Betäubung behauptet, Gott gefunden zu haben.
Cobains Erfahrungsbericht aus der Welt dazwischen ist der eines seelisch Divergenten, vollgepumpt mit Psychopharmaka bis Oberkante Unterlippe, wohnhaft in einer einzig großen Phantasmagorie, bekleidet mit rosa Plüschhäschen-Hausschuhen und einem weißen Kittel. Kurt ist dieser Typ in der Klapse und Lithium der Kleister, der seine heile, bunte Welt zusammenhält. Wow, was für eine „Benommenheitursache“.