Der Tod kann tanzen? Ja? Kann er das wirklich?! Okay, dann hört er auf den Namen Elsbet, trägt krauses, rotes Haar, ein pinkfarbenes Rüschenröckchen, wiegt mindestens 150 Kilogramm, hat eine Zahnspange und stinkt unendlich nach Schweiß. Und das Schlimmste: Er fordert mich zum tanzen auf. Oder doch sie? Warum zur Hölle bin ich schon wieder auf der falschen Party?!
„Willst du mit mir tanzen?”
Ein Mädchen steht vor mir. Ich sitze auf einem Stuhl, mein Hintern wohl positioniert auf dem Boden der Tatsachen. Noch. Das Mädchen heißt Elsbet. Zumindest kann ich das durch die gluckernden und kichernden Laute der Leute an meinem Tisch heraushören. Ich werde unsicher.
„Mmmh, ich weiß nicht.”
„Doch, doch, bestimmt willst du!” Ihre Zahnspange blitzt hinter dem zu einer Fratze verzogenem Grinsen hervor. Ist das Brokkoli dort zwischen den Metallträgern? Salat? Reste des Buffets? Igitt!
„Och, nö du, lass mal, ich…”
„DU KOMMST JETZT MIT!” Elsbet wird sauer, sie packt mich am Handgelenk, versucht mich mit zu ziehen. Ich kann mich gerade noch befreien, wanke ein wenig und kippe fast vom Stuhl. Die Leute am Tisch schmeissen sich vor lachen gerade weg.
„DU KOMMST JETZT AUF DER STELLE MIT, VERDAMMT!” Elsbet ist jetzt richtig stinkig.
„Und wenn ich aber nicht will?”
„Dann bekommst du eine pedale Steißbein-Stimulation, die sich gewaschen hat.” „Eine was?!”
„Eine pedale Steißbein-Stimulation.” Mein sich weiterhin hartnäckig haltender Gesichtsausdruck der Unwissenheit lässt sie wild mit den Armen in der Luft gestikulieren.
„Na einen Arschtritt halt! Und glaub mir: Mit diesen Schuhspitzen wird das zweifellos eine tiefgehende und ungemein schmerzvolle Reise in die Windungen deines Mastdarms.” Ich schlucke schwer und werfe einen unsicheren Blick auf ihr Schuhwerk. Tatsächlich. Was Elsbet dort an ihren Füßen trägt benutzen andere Menschen als Eispickel.
„Ehrlich, das macht die SO schnell – die hat ihren Fuß in deinem Hintern, noch bevor du Scheiße schreien kannst.”, flüstert mir ein Tischnachbar mit vorgehaltener Hand ins Ohr. Er rutscht unruhig auf dem Stuhl hin und her. Wahrscheinlich hat er schon diesbezügliche Erfahrungen.
Wir tanzen. Das heißt, eigentlich tanzt sie mit mir. Mein linker Arm klemmt in ihrer Bauch-Speck-Falte. Ich bin gehandicapt, kann nicht aus. Der Versuch, mich aus der Fettfalle zu befreien endet in noch tieferem absacken. Das ist wie Treibsand – wenn du versuchst zu entkommen, sinkst du noch tiefer. Mein Arm steckt jetzt schon bis zur Schulter in ihrer Speck-Falte. Junge, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich Wagenheber und Bergsteigerausrüstung mitgenommen. Ich drehe meinen Kopf zur Seite und hänge jetzt mit meiner Nase direkt unterhalb ihrer Achseln. Oh, nein nein, das ist böse! Langsam aber sicher beschleicht mich das fiese Gefühl der Übelkeit. Zuerst nur unbestimmt – tief, ganz tief unten in der Magengegend. Dann ein leises grummeln, gluckern, aufstoßen von scharfer Magensäure. Jetzt steckt mir die Kotze gleich in der Kehle und ich weiß nicht so recht wohin damit. In ihr Dekolletee? In die Bowle? Oder ganz ungeniert volle Breitseite in die schunkelnde Menge um uns herum?
Sie schaut mich an – ich sie auch. Ich blicke auf ihre Titten. Entschuldigung aber da führt wirklich kein Weg dran vorbei. Dieser Vorbau hat Körbchengröße Doppel-D bereits vor Jahren hinter sich gelassen. Elsbet trägt keine Büstenhalter – das sind ausgewachsene Festzelt-Planen. Ihre Brüste sind riesig. Zwei Glocken wippen vor meinem Gesicht auf und ab – Ding Dong, Ding Dong. Mir wird schwindelig und ich würde hier jetzt gerne weg. Ich fühle mich ein klein wenig irritiert von dieser Massenbewegung.
Nein, also jetzt mal ehrlich. Es gibt voluminöse Frauen, beleibte, stark proportionierte, mollige, stämmige. Das ist okay, ich liebe sie. Aber Elsbet ist so fett, dass zwei kleinere Frauen von ihrem Gravitationsfeld eingefangen wurden und nun hilflos zappelnd in einer kreisförmigen Umlaufbahn um sie herum schwirren. Wahnsinn, das fiel mir vorhin gar nicht auf. Sie heißen übrigens Rita und Eleonore.