Urwald

Nachdem mich der Regen in den letzten Tagen nicht nur weiter nach Süden, sondern auch weg vom Meer hoch in die Berge getrieben hat, nutze ich die Gelegenheit und das sonnige Wetter (endlich), um am Lake Waikaremoana wandern zu gehen.

Lake Waikaremoana (See des sich kräuselnden Wassers) liegt im Te Urewera Nationalpark. 212.673 ha Nebel, Mystik und unberührter Wald, der Größte der Nordinsel. Der Name Te Urewera schafft es noch immer, dass sich Pakeha-Neuseeländer – also alle „Zuagroasten“ Neuseeländer, die nicht maorischer Abstammung sind – unbehaglich fühlen. Nicht nur, weil dieses wilde Waldgebiet übersetzt „verbrannter Penis“ bedeutet. Diese Gegend mit seiner reichen Maori-Widerstandgeschichte hat einfach etwas Ursprüngliches und Unkontrolliertes.

Es gibt mehrere Routen durch den Wald, von unterschiedlicher Länge und Schwierigkeit, unter anderem einen der Great Walks Neuseeland, auf dem man mehrere Tage unterwegs ist. Mir genügte eine „kleine“ siebenstündige Runde. Tags zuvor besorgte ich mir im i-Site von Wairoa, dem Touristeninformationszentrum der nächstgelegenen Stadt mit einer entsprechenden Karte und brach früh um acht Uhr auf. Was dann folgte war ein Marsch durch ein von der Menschheit weitestgehend unberührtes Stück Natur; ein Durcheinander aus Schlingpflanzen, Farnen und moosüberwachsenen Bäumen und alle paar Meter fühlt man sich in einem Märchenwald. Ich musste immer wieder stehenbleiben, die Luft anhalten und mich in diese Welt reinhören und fühlen. Sagenhaft. Der schmale Pfad ging auch durch Sumpflandschaft, was etwas knifflig war. Der Regen der letzten Tage hatte hier kleine Seen entstehen lassen, in denen man teilweise bis zu den Knien im Wasser stand. Das Wasser selbst war nicht das Problem, nur dessen Temperatur: eiskalt. Wenn man nach 20 Sekunden noch nicht durch war, wurde es schmerzhaft. Durch das Unwetter legten sich auch ein paar Baumriesen auf den Weg, dann war klettern angesagt. Fast die ganze Zeit über kam ich aus dem Staunen nicht mehr raus. Schaut euch am besten die dazugehörigen Fotos im Flickr-Stream an. Aber selbst auf dem tollsten Foto kann man die Stimmung nicht einfangen. Ich als Waldliebhaber war jedenfalls total in meinem Element.

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