In einer bestimmten Folge von Veronica Mars sagt Kristen Bell, die die Hauptdarstellerin der Sendung (äh, Veronica) spielt etwas, das ich immer für ziemlich richtungsweisend gehalten habe. In ihrem Schlafzimmer sitzend dreht sie sich zu ihrem Sheriff-Papa Keith um und sagt: „Der Held ist derjenige, der bleibt.“
Dieses spezielle Zitat wurde mein Lebensmotto für den Großteil meiner Studienzeit. Aber nun sind fast vier Jahre vergangen, seit der Sender CW die Sendung abgesetzt hat und ich zweifle über den Wert, den ich damals der (wie ich es nenne) Philosophie des Bleibens beigemessen habe.
Mit 23 fange ich an zu glauben, dass es krankhaft ist, das Verlassen gegeneinander aufzuwiegen.
Denn Verlassen bedeutet nicht immer Verrat. Und ich denke dass wir uns manchmal nicht so sehr im speziellen davor fürchten, Menschen zu verlieren. Vor was wir uns wirklich fürchten ist, dass wir lernen müssen, das Leben ohne sie zu meistern. Denn letzten Endes sind wir Gewohnheitstiere, die den Komfort lieben.
Eines Tages, nicht allzu weit entfernt von heute, könnte das unser Untergang sein.
Denn die Welt ändert sich und wir ändern uns, die ganze Zeit, für immer und ewig. Und manchmal verlieren wir, wenn wir zu sehr an etwas festhalten.
„Wenn wir Dinge sagen wie “Menschen ändern sich nicht”, macht das die Wissenschaftler verrückt. Denn Veränderung ist buchstäblich die einzige Konstante in allen Wissenschaften. Energie, Materie, alles ist Veränderung. Verwandlung, Verschmelzung, Wachstum, Vergänglichkeit. Es ist die Art und Weise wie Menschen versuchen, keine Veränderung zuzulassen, die unnatürlich ist. Die Art und Weise, wie wir uns an Dingen festklammern die waren, anstatt sie so zu lassen, wie sie sind. Die Art, wie wir an alten Erinnerungen festhalten, anstatt neue zu machen. Die Art, wie wir darauf bestehen zu glauben, ungeachtet sämtlicher wissenschaftlicher Indizien, dass alles in diesem Leben perfekt sei. Veränderung ist konstant. Die Art, wie wir Veränderung wahrnehmen liegt bei uns. Es kann sich wie Tod anfühlen oder wie die zweite Chance in deinem Leben. Wenn wir unsere Hand öffnen, den Griff lösen und ihr nachgeben, kann es sich wie pures Adrenalin anfühlen. Als ob wir in jedem Moment eine weitere Chance zum Leben bekommen. Als ob wir in jedem Moment wiedergeboren werden.“
— (Grey’s Anatomie)
Also, dieses kleine Geheimnis habe ich gelernt, wenn Menschen gehen: lass sie. Denn meistens müssen sie es.
Lass sie fortziehen und woanders hingehen. Lass sie Abenteuer in der Wildniss erleben, ohne dich. Lass sie die Welt bereisen und ein Leben hinter einem Horziont erkunden, in dem du existierst. Und wisse, tief in dir, dass sich Helden nicht durch ihre Fähigkeit qualifizieren zu bleiben, sondern durch ihre Entscheidung zurückzukehren.
Alle großartigen Menschen gehen einmal.
Und ja, eines Tages wird ein großartiger Mensch wahrscheinlich auch dich verlassen.
Aber unser Leben besteht aus Drehtüren und für jeden Menschen, der dich verlässt, wird ein neuer erscheinen. Nicht als Ersatz, aber als ein komplett neues Wesen in der sich ständig weiterentwickelnden Geschichte deines Lebens.
Wenn du fortgehst, dann beginnst du den Wert von dem zu begreifen, was du zurückgelassen hast. Du entdeckst, dass fortgehen nicht immer gleichbedeutend ist mit sich schließenden Türen. Manchmal bedeutet es, diese Türen für deine Reise zurück einen Spalt geöffnet zu lassen. Dies ist keine Tugend, die diejenigen besitzen, die man leicht zufriedenstellen kann. Es war schon immer der Pfad, den die Mutigen niederschlugen.
Eines schönen Tages wirst du an der Reihe sein. Du wirst Heimat, Städte und Länder verlassen, um größere Ambitionen zu verfolgen. Du wirst Freunde, Liebhaber und Gelegenheiten zurücklassen, für die Chance, die Welt zu durchwandern und tiefere Verbindungen zu suchen. Du wirst deiner Angst vor Veränderung die Stirn bieten, den Kopf hochhalten und das tun, was du für undenkbar hieltest: weggehen. Und es wird beängstigend sein. Zunächst. Aber ich hoffe, dass du am Ende durch dein Weggehen nicht nur Liebe, Abenteuer und Freiheit findest. Sondern, mehr als alles andere, dich selbst.
Vielleicht ist die Wahrheit, dass Veronica die ganze Zeit falsch lag. Der Feigling ist derjenige, der bleibt.
„Ich konnte damals nicht wissen dass alle, jeder Mensch zu gehen hat, sich verändern muss wie die Jahreszeiten sich verändern; sie müssen, ansonsten sterben sie. Die Jahreszeiten erinnern mich daran, dass ich mich ständig verändern muss und ich möchte mich verändern, weil es der Weg Gottes ist. Ich werde mich zu einem Ehemann verändern, um eine Frau zu lieben, in einen Vater um ein Kind zu lieben, umziehen, sodass wir nahe am Wasser sind, und wieder, sodass wir nahe an den Bergen sind, und wieder, sodass wir nahe unserer liebsten Freunde sind, werde mich ständig verändern mit meiner Frau, unsere Liebe erlangend, auf dass sie stirbt und wiedergeboren wird, immer und immer und immer wieder, wie ein Garten, der genährt wird von den vier Jahreszeiten, ein Kreislauf der Veränderung.
Jeder muss sich verändern, oder er erlischt. Jeder muss fortgehen, jeder muss seine Heimat verlassen und zurückkommen, auf dass er sie von Grund auf neu lieben kann. Ich will meine Seele fruchtbar halten für die Veränderungen, sodass ständig Dinge in mir geboren werden können, sodass ständig Dinge in mir sterben können, wenn es Zeit für sie ist, zu sterben. Ich will die Dinge und Menschen in meinem Leben erkennen und wertschätzen und bewahren, zu denen ich immer wieder zurückkehrte, ganz gleich wie weit weg ich war. Ich will mich von dieser Person, die ich vor einem Moment noch war weiterhin entfernen, denn ein Verstand wurde erschaffen, um Dinge zu ergründen und nicht, um die selbe Seite immer wieder zu lesen. Und mein Gebet ist, dass deine Geschichte einige Momente des Weggehens und des Heimkehrens beinhaltet, einige Sommer und einige Winter, einige Rosen, die aufblühen, wie Kinder in ihrem Spiel.
Meine Hoffnung ist, dass deine Geschichte von Veränderung handeln wird, über etwas wunderbares, das in dir geboren wird, über das Lernen, eine Frau zu lieben oder einen Mann, über das Lernen, ein Kind zu lieben, darüber, dich selbst um das Wasser herum zu bewegen, um Berge herum und um deine liebsten Freunde, über das Lernen, andere mehr zu lieben als uns selbst, über das Lernen, das Einssein als einen Weg zu Gott zu verstehen. Wir bekommen eine Geschichte, du und ich und nur diese eine Geschichte allein. Gott hat die Elemente erschaffen, das Umfeld, den Gipfel und den Entschluss. Es wäre doch ein Verbrechen, sich nicht raus zu wagen, oder?
Vielleicht ist es Zeit für dich zu gehen. Vielleicht ist es Zeit für Veränderung, um zu leuchten. Ich will ein Wort für dich wiederholen: Geh.
Lass dir das Wort ein wenig auf der Zunge zergehen. Es ist ein schönes Wort, oder nicht? So stark und kraftvoll, die Art, wie du schon immer sein wolltest. Und du wirst nicht allein sein. Du bist niemals allein gewesen. Mach dir keine Sorgen. Alles wird immer noch da sein, wenn du zurückkommst. Du wirst es sein, der sich verändert haben wird.“
— (Donald Miller, Through Painted Deserts: Light, God, and Beauty on the Open Road)
This subtle piece about leaving and staying is a collaboration with Isa Garcia. Be sure to check out her blog everydayisa and cling to every single word; otherwise you would miss a very beautiful soul.
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