Man weiß ja momentan gar nicht mehr, worüber man sich zuerst aufregen soll.
Da das Wetter selbst mittlerweile keinen Grund mehr zur Beanstandung hergibt – der Frühling ist endlich da, wenn auch nach einigen Fehlzündungen, das Rudelgemotze verstummt, so wie die ersten Krokusse sich vorsichtig gen Sonne recken – braucht es Ersatz. Da gibt es also Pfarrer und Pastoren, die sich reihenweise an Buben vergingen und / oder immer noch vergehen (denn nicht erst seit Kurt Krenn, Bischof von St. Pölten wissen wir, was es mit diesen „Bubenstreichen“ in Wirklichkeit auf sich hat), was fromme Kirchenlämmer scharenweise in eine schwindelverursachende Glaubenskrise stürzt; da gibt es Jörg Kachelmanns Ex-Freundin, die lautstark gegen den Chefmeteorologen des bundesdeutschen Fernsehens wettert, „Vergewaltigungsverdacht“ hallt es, und ihn mit dieser Anklage direkt in die U-Haft befördert und irgendwo in dieser Diskussion zwischen knabenbegrapschenden Kardinälen und Kachelmanns Koitus-Kapriolen scheint sich ein Trend abzuzeichnen: Missbrauchsdebatten sind en vogue, heute mehr denn je; es wird missbraucht ohne Ende, in der Kirche, im Fernsehen, hinter der Wursttheke. Das Besondere an unseren zwei Exemplaren hier ist allerdings folgendes: Während der eine Wetter predigt, die anderen Gottes Wort und beide ja ganz offensichtlich gute Drähte nach oben haben müssen, sah trotzdem niemand von ihnen die stürmischen Zeiten voraus, die auf sie zukamen.
Das war früher mal anders. Vor rund 350 Jahren brauchte Abt Mauritius Knauer nur ein paar mal kritisch in den Himmel zu blicken, sich dabei alles Beobachtete aufmerksam zu notieren, um dann festzustellen, dass sich das Wetter alle sieben Jahre wiederholt. Mit dieser meteorologischen und – wer kann das schon so genau sagen – vielleicht auch göttlichen Weitsicht konnte er Zeit seines Lebens jedoch nicht besonders viel anfangen. Später dann bescherten Knauers Aufzeichnungen der Welt den sog. „Hundertjährigen Kalender“ und uns Wetterdauernörgler 2010 einen weiteren „Jahrhundert-Sommer“, nach 2003 bereits Nummero Zwo der Dekade, sofern die Rechnung stimmt. Schade nur, dass weder die Kirche noch Kachelmann eine ähnliche feinfühlige Beobachtungsgabe besaßen, sonst hätten sie das Sturmtief aufziehen sehen, dass sie in die Bredouille brachte. Und so wird es aller Voraussicht nach dieses Jahr besonders heiß hergehen, was an sich ja nichts schlechtes ist, werden wir doch alle dann gemeinsam wieder etwas haben, worüber es sich prächtig lamentieren lässt. Die „Affenhitze“ oder das „Affentheater“. Egal, irgendwas ist ja bekanntlich immer.
Photo by Emily Shure