Außer Atem

Ab- und zu bekomme ich auf Mails oder Kurznachrichten die Antwort: „Ich hab grad keine Zeit zum Antworten, aber ich melde mich wieder.“ Das ist okay, es stört mich nicht. Meistens höre ich dann nichts mehr von dieser Person, aber auch das ist verständlich. Es gibt es Studien, die belegen, dass nach 48 Stunden die Wahrscheinlichkeit, sich um eine nach hinten gestellte Sache zu kümmern um einen gewissen Prozentsatz sinkt; den genauen Wert habe ich leider vergessen, aber er war sehr hoch. Ein Beispiel kennt jeder: Artikel, die man noch lesen will und sich irgendwo notiert (ich benutze dafür gerne Instapaper, es lässt sich offline-lesen und meine noch zu lesen Liste ist – fragt besser nicht – so lang, dass es in einem Leben nicht mehr zu schaffen ist). Kurzum: schiebt man die Dringlichkeit von jetzt auf gleich auf demnächst, ist die nächste Stufe ziemlich sicher nie.

Aber dieses sich Zeit nehmen um zu sagen, dass man keine Zeit hat, fasziniert mich. In einer Welt der geistigen Kleinteiligkeit ist Aufmerksamkeit, besonders die von Freunden doch wirklich kostbar geworden. Und ich sehe das als eine Form der Wertschätzung: Es ist mir wichtig, dass du weißt dass ich weiß, dass du mir was geschickt hast, das wichtig ist. Ich kümmere mich darum… bald.

In dem Lied Sommertag von Gisbert zu Knyphausen singt er:
„Manchmal glaube ich, dass ich zu langsam bin, für all‘ die Dinge, die um mich herum geschehen.
Doch all‘ die Menschen, die ich wirklich, wirklich gerne mag,
sie sind genauso außer Atem wie ich.“

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