Heute muss er sich beeilen, hat keine Zeit. Die Welt wartet nämlich nicht auf ihn.
Und er ist schon spät dran.
Nur für ver-rückte
Der hier hat einen Namen. Ein Leben hat er auch – beides tut jetzt aber nichts zur Sache. Mehr als dreissig Jahre ist es her, da dachte er sich: “Mensch, werde.” Und er wurde. Aber gut war es noch lange nicht.
Die Geschichte war soweit erzählt und als er dort am Ende des Regenbogens ankam, sah er nichts ausser tumbe Sklaven der Sensation, erkaltet im Zustand zwischen verstehen wollen und handeln müssen. Voll geronnener Hoffnung verblieben sie dort auf der Bühne des Welttheaters, in dem Glauben daran, dies sei die dunkelste Stunde vor dem Sonnenaufgang, während er auf der Stelle kehrt machte und das Weite suchte.
Seitdem lässt er nichts unversucht. Mal taumelt er zwischen zwangsneurotischen Dependenzen und verklärten Halbundhalb-Wahrheitsattacken. Dann strauchelt er, fällt hin und liegt mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden der Tatsachen, bleibt dort aber nicht lange, springt wieder auf und stimmt sofort auf ein fröhliches Hosianna der Erkenntnis in seinem neuen Drei-Tages High ein.
Manchmal tut es weh. Wenn sein Lebensschiff in den Rossbreiten der eigenen Begeisterung treibt, dann sitzt er auf dem Achterdeck, wirft überflüssigen Gefühlsmist über Bord und flüstert leise der Helden Elegie. Manchmal stolpert er auch über eine Randnotiz in seinem Masterplan. Dann schwankt er, denn wer schwankt hat mehr vom Weg. Er tritt aus dem Dickicht heraus und spätestens dann merkt er, wieder an der gleichen Stelle zu stehen, von der aus er losging.
“Das ist bizarr, so etwas gehört sich nicht!”, ruft die Moral empört. Die Ethik will erst gar nicht gefragt werden, während der gesunde Menschenverstand entsetzt den Kopf schüttelt und sich durch den Notausgang verdrückt. Andere sagen, sie wissen, wie die Sache läuft, suchen ihre Lebenslehren im sinnfreien Raum des Vorabendprogrammes und verpassen ganz artig keine Folge von Friends. Ihn lässt das alles kalt denn er weiß: Die Welt ist komisch, aber lustig ist sie nicht. Und dass man Mundgeruch bekommt, wenn man den ganzen Tag kein Wort sagt.
Er war nie Liebling der Götter, dafür stets Günstling des Schicksals. Die einen verscherbeln ihre Seele, während er sein letztes Hemd gibt und untertaucht. Vielleicht dreht er ja was ganz großes, holt aus zum grandiosen Super-Sonder-Gig und macht sich schick für seine Ein-Mann Freak Show. Doch keiner kuckt hin, bis sie wieder alle schreien. Sagt nicht, er hätte euch nicht gewarnt.
Wenn er zurück kommt, dann ist er hier. Himmelende ist sein Ort der Einkehr, ein Platz der öffentlich zelebrierten Unvernunft. Es ist nicht das Highlight der Woche, weder Glanz noch Glorie. Himmelende ist Aufbruch und Umbruch, Resümee und Rekapitulation, Abgesang und Totengeläut, ein fulminantes Sammelsurium mentaler Unzurechnungsfähigkeiten. Hier tanzt er wild zuckend in seinem kleinen privaten Fegefeuer, verbrennt sich hin und wieder die Füße, bis ihm die Decke auf den Kopf fällt und er reißaus nimmt. Dann gibts kein Halten mehr und er schreibt sich die Finger blutig, bis der Verdachtsmoment ihn einholt und er es gut sein lässt.
Himmelende, das ist seine Denkklause im Netzraum. Zeitgeist, Schriftwerk, Lyrik und Soul – Am Ende aller guten Dinge.
und sollte im tiefsten grunde seiner seele etwas krankhaftes sein eigensinnig, krähenhaftes wesen treiben, so tut das seinem dramatischen charakter nicht den geringsten eintrag.