Der offizielle Kirchenjesus

So geht die neue Woche doch schon mal richtig schön los. Mit den ersten Christkindlmarktbuden und Schneegestöber und trilliarden Tonnen Monosaccharide, verdichtet und gepresst zu Lebkuchenherzen und Spekulatius (ich hege immer noch den Verdacht, die teils überbordende Glückseligkeit dieser Tage ist überhaupt und einzig nur das Resultat übermäßigen Zuckerkonsums, eine Milliardenlobby steckt dahinter. Bestimmt.)
Jesus Geburtstag rückt ganz nah und mit ihm Nächstenliebe, Grippenspiel Krippenspiel und – man höre und staune – ein Vatikan auf Schmusekurs mit verblichenen Rebellen.

Papa Benedetto vergibt den Beatles, zeitlich perfekt abgestimmt zur weißen Puderzuckerpracht über Wald und Flur und dem 40. Jubiläum des „White Album“ der Fab Four. John Lennon wars, der vor 40 Jahren konstatierte, die Beatles seien „bereits populärer als Jesus“. Das brachte den Briten damals eine Menge Kritik religiöser Eiferer und die Ächtung durch die Kirche ein. In einem Anflug vorweihnachtlicher Großherzigkeit verkündete nun die Vatikanzeitung „Osservatore Romano“, dass es „nur der Übermut eines Jugendlichen der englischen Arbeiterklasse“ gewesen sei, der „ganz offensichtlich überwältigt war von einem unerwarteten Erfolg“, lobt die Songs der Beatles ganz allgemein und straft die übrige Popmusik ab, die heutzutage eher von schlechter Qualität sei.

Sein Vorgänger hat uns auch schon einmal in Sachen Zugeständnisse überrascht und nach plusminus zweitausend Jahren Christentum schlussendlich eingesehen, dass Schiffe (und seit neuestem auch diese modernen Flugapparate) nicht über den Scheibenrand der Welt in den unendlichen Kosmos stürzen, weil die Erde doch eher tendenziell rund ist und nicht im Zentrum des Universums steht. Ergriffen von soviel props gabs dann auch gleich ein Denkmal hinterher. „Du, sorry Galileo, wir haben uns geirrt. War damals nicht böse gemeint mit der Inquisition und dem Hausarrest und dem Maulkorb.“

Zurück in der Neuzeit: Die frühen Vögel, die sich der Tage durch Weihnachtsauslagen der Geschäfte batteln und die übertriebene Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes bringen berechtigte Kritik auf den Plan. Manuel von uiuiuiuiuiuiui.de improvisiert sich derweil die klaviergestählten, karpaltunnelsyndromisierten Sehnen wund und singt uns ein Lied darüber, warum Weihnachten dieses Jahr ausfällt.

What would Jesus do, wenn er den ganzen Zirkus hier sehen würde, kann man sich fragen und froh und munter darüber streiten. What would Klaus Kinski do, if he were Jesus: das lässt sich eindeutiger beantworten, denn er sagt es uns höchstpersönlich.

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