Im September nullacht

Da legt die Spätherbstsonne blasse Erinnerungsfetzen über Wiesen und Wege. Ich weiß grad nichts vernünftiges mit mir anzufangen. Und ich weiß: mit dem ist nichts vernünftiges anzufangen.

Ich bin in München. Mit 70 Cent und 2 Büchern unterm Arm. Damit muss ich leben, bis sich mir Geldquellen bieten. Ich hab maßloses erlebt.
Ich bin ganz kaputt von Erinnerung. Und bin eine Nacht gerannt.
Verwechsle bei Lesung „Titanenmund“ mit „Tintenarmut“. Pardonnez-moi, Baudelaire.
Ja und jetzt sollte ich endlich mal ein wenig Stochastik üben. Ich „sollte“. Fuck this fucking Konjunktiv. Ich hasse dich, hasste dich, würde dich hassen. Pest und Cholera an deinen gedachten Hals.
Und pfeif auf die Sonne und auf den Tag und koche mir Linsen oder Barilla-Pasta und hab von Bernoulliketten doch keine Ahnung aber Hunger nach Dunkelheit.

Hau jetzt ab zu meinem Wartesaal, sonst klauen sie mir mein Gepäck bestehend aus tausend Worte Stuss. Und dann will ich so ein Glanz werden, der oben ist. Mit weißem Auto und Badewasser, das nach Parfum riecht und alles wie Paris. Was ein Mensch ist, hat Gefühle, sagt sie. Was ein Mensch ist, weiß, was das heißt, dass man eine will und die will einen nicht. Das ist ein elektrisches Warten. Weiter nichts. Aber es genügt.

So gelangweilt, so fantastisch gelangweilt und nicht im Klaren, wohin mit meiner Energie stopfe ich alles mögliche in mich hinein und Laufe und trainiere und trage den Scheitel streng und die Haare kurz. Kurze, strenge Frisur. Und bin ernst und leer, so leer, dass meine Ohren nichts hören und meine Blicke durch alles hindurch wandern, als sei alles Nichts. Und ein Bild geht durch die starren Augen hinein und hört, ach hör doch auf, im Herzen auf zu sein. Le-thar-gisch, jaja, wie Rilkes Panther, sehe ich hinter tausend Stäbe meines Käfigs keine Welt mehr. Dabei fühle ich mich noch nicht mal depressiv sondern nur leer. Oder vielleicht anders herum: unausgefüllt. Depression ist ein fucking event, sagt die Kuttner und lässt Kasse klingeln. Und ich fische im Trüben mit meinen Gedanken, lese viel und trinke heiße Milch mit Honig. Und verkaufe meinen Füller auf eBay, zwecks kein Geld. Wenn du vom Schreiben nicht leben kannst, dann vielleicht vom Gerät, mit dem du schreibst. Klicke dann „Auktion starten“ und weiß: morgen geht es steil bergauf.

3 Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.