Nikotinmonster und Schweinehund

Mitte 2007 begann ich nach einer längeren Phase des Nichtstuns wieder mit dem Laufen. Diesmal mit dem Vorsatz, regelmäßig dran zu bleiben. Die ersten Minuten damals waren eine Qual, die ersten Kilometer schier unüberwindbar. Zehn Minuten am Stück das Maß aller Dinge. Um etwas regelmäßig zu betreiben, sollte man Spaß daran haben. Und das war in den ersten Laufwochen überhaupt nicht der Fall. Dementsprechend schwer fiel es mir, mich zu motivieren. Wichtig war, mit kleinen, schaffbaren Vorsätzen anzufangen, die Ziele nicht zu hoch zu stecken. Auch wenn es abgedroschen klingt, genau diese Taktik der „kleinen Schritte“ half mir, die ersten Wochen überhaupt zu überstehen. Ziel war also, besagte zehn Minuten so zu überstehen, dass ich meine Lunge nicht auf dem Boden hinter mir her schleife und die Menschen, denen ich begegnete in einer Mischung aus Mitleid und Schrecken augenblicklich einen Krankenwagen rufen.

Ettapendenken…
heißt „Positiv denken und mit einem Lächeln laufen.“ Bullshit! Die einzige Verformung im Gesicht des blutigen Beginners, das entfernt an ein Lächeln erinnern würde, ist schmerzverzerrtes Zähneblecken. Und positiv ist in diesen ersten Laufminuten alles andere, nur nicht das eigene Denken. Waden schmerzen, Knie schmerzt, Dauerschwindel und irgendwie macht Laufen ja überhaupt keinen Spaß. Nach den ersten Tagen wurde meine Abneigung so groß, dass ich nicht weitermachen wollte. Warum sollte ich mich quälen? Schließlich bin ich kein Masochist.
Ich blieb jedoch dran. Das war die erste Hürde, die ich überwand. Mit dem Joggen zu beginnen ist wie mit dem Rauchen aufhören. Am Anfang gibt es jede Menge Hürden, alle paar Minuten in kurzen Abständen. Bei dem Glimmstengelkampf ist es das Nikotinmonster, das schreit. Beim Laufkampf ist es der Schweinehund, der schreit. Und es braucht ein gesundes Maß an Überwindung. Aber bleibt man abstinent (Rauchen) oder dabei (Joggen), folgen bald die ersten Belohnungen: Nikotinmonster brüllt nur noch jede Halbe-, statt jede Viertelstunde. Und Schweinehund hält auch mal öfter die Klappe.
Die Hürdenabstände wurden also immer größer. Und irgendwann kam der Tag, da überschritt ich die 10 Minuten-Marke. Ich war zwar nach dieser Zeit immer noch fürchterlich aus der Puste, aber das erste Ziel hatte ich erreicht.
Lehrstück 1: Konzentriere dich nicht auf den Schmerz sondern auf das gute Gefühl, sonst hast du auf Dauer keinen Spaß mehr an der Sache. Und Spaß ist die Grundvoraussetzung für regelmäßigen Sport. Wobei wir wieder beim Lächeln wären.

 

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