Zuvieles ist geschehn um nicht mit ’nem leisen Lächeln auf den Anfang zu sehn

Auf den Tag genau vor 10 Jahren, am 19. August 2002 ging dieses Blog mit seinem ersten Eintrag online. 10 Jahre, das ist eine halbe Internetewigkeit.

Manche Beiträge, die sich so angesammelt haben wirken im Nachhinein betrachtet naiv, vielleicht etwas vorschnell aus der Hüfte geschossen. Es poltert manchmal kräftig, von der Syntax wie vom Inhalt her. Dass diese Beiträge trotzdem drinbleiben ist zum einen meiner mit äußerster Hingabe gepflegten Faulheit zu verdanken, zum anderen meiner Auffassung, dass selbst fünft- und sechstklassiges hier stehenbleiben darf. Vielleicht sind diese Artikel so peinlich wie die Grundschulfotos vom ersten öffentlichen Tanzauftritt der 3A. In schwarzer Leggins. Mit Hasenohren. Aber damals war man ganz schön stolz auf das Rummgehoppse und alles in allem war die Richtung okay und hat dazu geführt, dass man heute hier sitzt und doch etwas ganz ordentliches aus einem geworden ist.

Mal unter uns: Ihr erwischt mich momentan in einer Zeit, da es weder auf- noch abwärts geht, sondern dröges Vorsichhingewurschtle alltagsfüllend ist. Das ist manchmal in Ordnung, es ist ein leichtes Leben ohne Verbindlichkeiten. Man reist hierhin und dorthin und könnte im Prinzip überall seinen Anker werfen. Und wenn es nicht so bequem wäre, wäre ich schon längst wieder auf und davon. Ich genieße es einerseits, verdorre aber inwendig intellektuell. Zum Glück träufeln mir meine Verunsicherungspropheten schon länger heißes Öl in’s Ohr, ein Richtungswechsel kündigt sich an. Für die nahe Zukunft wünsche ich mir, dass ich selbst wieder mehr Texte produziere und nicht bloß rezipiere und weiterreiche; zwei Buchideen liegen in der Schublade und dort liegen sie schon viel zu lange. Die Weltrettungspläne ließ ich fallen, schlußendlich, denn sie will ganz offensichtlich nicht gerettet werden. Aber das ist in Ordnung.

Zuguterletzt könnte ich noch relativ belanglose Statistiken herumreichen, wie viele Artikel, Seitenaufrufe, Kommentare und Fotos von nackten Frauen bei der Holzarbeit in diesen zehn Jahren veröffentlicht wurden; könnte mit wenig hilfreichen Floskeln das Partyzimmer bunt anmalen. Dass sich in diesen zehn Jahren viel getan hat (natürlich, wäre schlimm wenn nicht). Dass Himmelende und ich still und heimlich älter wurden (was in der Natur der Sache liegt). Und dass sich auf der Südhalbkugel nicht bloß die Kacke in der Toilette im Uhrzeigersinn dreht.

Nein, ich sag jetzt einfach mal danke.
Danke Carmen, dass du manchmal Geschichten über Liebe und Küsse und Mandarinenwälder hier veröffentlichst. Ohne dich gäbe es nur sehr wenig davon und bestimmt noch weniger Farbe auf Himmelende.

Danke an euch, Leserinnen und Leser dieses Blogs! An alle Regelmäßigen wie auch zufällig hierher Gestolperten. Danke an alle Literaturbesessenen, Lauffanatiker, Scharlatane, Fischprediger, Verzweiflungsspezialisten, Zu-Spät-Romantiker, Extremnarren und misanthropische Prachtstücke, die wie ich über mindestens zweidrittel Lebensfrustration verfügen und bei Zeiten den Schuppen hier gerne niederbrennen würden. Ich kann mir wirklich nicht erklären, was euch reitet und ihr dieses Zeug hier lest. Erklärt es mir vielleicht in den Kommentaren. Da Texte im Internet mit Bild, Ton und Video konkurrieren, haben sie es oft sehr schwer wahrgenommen zu werden. Da ist es wahnsinnig schön zu sehen, dass ihr euch die Zeit nehmt und euch darüber Gedanken macht.

„Everything will be okay in the end. If it’s not okay, it’s not the end.“, ist der Slogan seit jeher und dabei bleibt’s.
Und solange hier weitergeschrieben wird, ist nichts okay.

Himmelende – Zeitgeist, Schriftwerk, Lyrik und Soul – Am Ende aller guten Dinge.

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