Auf der einen Seite: Das Internet als weltumspannendes Ideenaustauschkonstrukt, das die Gehirne der Menschen verbindet, ein Gleichmachinstrument, auch ein Raum globaler Geschwätzigkeit, Memedurchlauferhitzer, oftmals Medium einer eskapistischen Quatschwelt. Glasfaserleitungen als Exoskelett der Erde, habe ich was vergessen?
Es ist ein Dualismus. Auf der anderen Seite steht Abgrenzung, Kanalisierung, Fragmentisierung. Konzerne binden die Nutzer in walled gardens, der Trend geht hin zur Abschottung. Das läuft dem ursprünglichen Konzept des Internets zuwider, liegt aber in seiner DNA. Es sind altverkrustete Spielereien dieser vermeintlich echten Dingwelt, die ihren Dogmatismus retten will: Das hinüber hieven der Restrealität in einen diffusen Raum mit vermuteten Barrieren und ebenso vermuteter Totaltransparenz. Und irgendwo immer Skeptizismus beim Enduser.
Ein Beispiel: In Googles Circles werden mehr als 2/3 der Inhalte privat geteilt. Das ist nur ein kleiner Hinweis für die Renaissance dessen, was man im weitesten Sinne als geschlossene Kreise bezeichnen kann ((Artikel SZ 6/7 August 2011 Panorama, Seite 10, „Heute nur für Mitglieder“)): Eine Renaissance der Lesesalons in Form von Social Media. Also bilden wir Kohorte der allerneuesten Neuzeit, in geschlossenen Ökosystemen.
Bitte beachten: Es ist eine Gleichzeitigkeit der Räume, auch wenn der Raum als Metapher dafür unzureichend ist, denn es gibt keine wirklichen Räumlichkeiten, nur Abziehbilder der realen Entsprechungen.
Es gibt kein Hier oder Jetzt mehr. Oder später. Nur eine Supersynchronizität aller Angelegenheiten.