Bitte gehen Sie zur Wahl! Und: Bitte wählen Sie nicht die AfD.

(Dies ist eine Antwort auf den Artikel „Meine offizielle Wahlempfehlung“ von Falko Löffler.)

Zu was dieses Medium alles taugt, toll! Falko Löffler haut da einen ganz pragmatischen Text über sein politisches Engagement raus, nichts verkünsteltes und mir fällt schlagartig auf, was mir in den Gesprächen über die bevorstehende Bundestagswahl häufig fehlt: Besonnenheit. Danke für den Anstupser!

Politik, Sport und Religion sind eigentlich Themen, die ich bewusst ausspare, wenn ich mich mit mehreren Bekannten auf irgendwas zwischen ein und vierzehn Bieren treffe. Da kommt in der Regel nichts vernünftiges dabei raus. Aber seit Mitte des Jahres gehe ich mit zielgerichteter Naivität an die Sache ran. Rede mit Menschen, aus allen Bereichen. Suche den Dialog. Zum einen weil es mich interessiert. Zum anderen weil ich Input brauche.

Da wird natürlich viel rumgemeint und dennoch größtenteils mit Vernunft argumentiert. Da werden einem natürlich auch tendenziöse Kommentare um die Ohren gehauen (hauptsächlich von Befürwortern der Parteien, die irgendwas mit Christlich oder Alternative im Namen haben), die jeglichen kreativen Diskurs abwürgen. Auffällig oft fallen dann die Worte Angst und Schuld mit einer nicht von der Hand zu weisenden Überzeugung, die Ängstlichen stünden auf der einen, die Schuldigen auf der anderen Seite. Meist ist dann der Punkt erreicht, an dem es mir zu platt wird und ich ganz behutsam zu so fetzigen Themen wie Religion oder Sport oder Wetter überleite. Weil: ist dann auch schon egal.

Zugegeben, ich war mal sehr politisch, bin aber in den vergangenen 10 Jahren ziemlich abgetaucht. Nicht, weil ich politikverdrossen, sondern zunehmend politikerverdrossen wurde. Aber dafür kann die Politik ja schließlich nichts, wenn PolitikerInnen plötzlich nur noch Satire machen. Wie den EU-weiten Export von Schlauchbooten zu verbieten, damit die Schlepper nicht mehr schleppen können. Kannste dir nicht ausdenken.

Irgendwo auf dem Weg zur politischen Meinungsbildung versumpft

Es ist ganz einfach: Ich will nicht, dass diese braune Soße, die da in der Gesellschaft so hochsuppt und einen auf subtilen Konsens macht auch nur eine einzige Stimme bekommen soll, um auch nur irgendwas in diesem Land auf politischer Ebene mitzugestalten. Also muss ich mit den Menschen reden. Also muss ich wählen gehen. Aber was?

Es gab dieses unvermeidliche TV-Duell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz am vergangenen Wochenende. Ich verfolgte es parallel dazu auf Twitter. Zugegeben, nicht die schlaueste Art für politische Meinungsbildung. Aber die Unterhaltsamste.

Um die Sendung im Nachgang irgendwie einzuordnen wollte ich etwas darüber schreiben. Ich war zu langsam. Aber wozu gibt es den Stefan Niggemeier und die „Übermedien“?

Die letzte Debatte mit den Vorsitzenden der restlichen Parteien habe ich aus Gründen der Psychohygiene vermieden. Ich weiß, das wäre der eigentlich ganz real wichtige Scheiss gewesen, weil es um drittstärksten Parteien und potentielle Koalitionspartner geht und trallala. Mir egal. Von politischen Fernsehdebatten bekomme ich Kopfweh.

Was also bleibt?

Die Menschen in und außerhalb meiner Filterblase sind vor allem eines: entschlossen unentschlossen. Das Stimmungsbild ist sehr uneindeutig. Ein fruchtsamer Dialog über eine sinnvolle, gesamtgesellschaftlich vertretbare politische Richtung driftet oft nach kurzer Zeit in die eine oder andere extreme Richtung ab. Irgendwie ein Dilemma. Was soll man wählen?

Wie Falko Löffler schreibt ist Vernunft schon mal ein guter Anfang. Die Grünen könnten eine Option sein, Die Linke aber auch. Mittlerweile bin ich der festen Überzeugung, dass es egal ist, was man wählt, solange man a) wählen geht und b) nicht die AfD wählt.


Update 11.09.17:
Antje Schrupp hat all das geschrieben, was ich schreiben wollte. Nur in gut.
The BIG UGLY FIVE: Im September wählen gehen, aber richtig!

Update 15.09.17:
Joviale Pose der Besserwisser – Aus der Reihe Stimmen zur politischen Meinungsbildung, Teil 4728 heute mal was contra Die Partei. 👍🏻
Die Partei: Elitär, bourgeois und amoralisch – taz.de


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