Die Nacht, die Drucker

Überhaupt war es eine seltsame Nacht, versteht ihr das? In der ich von dem Drucker des Vermieters geweckt wurde, wer wird denn sonst schon von einem Drucker mitten in der Nacht geweckt? Das gehört sich doch nicht, so ein pumpendes, unflätiges Geräusch, es war kurz nach zwei Uhr, wie aus einer anderen Dimension; und dann diese nicht in den Griff zu bekommende Orientierungslosigkeit, wenn man halbblind und schlafblöd aufstehen muss und durch das Dunkel tappt, nur mit Mühe und Not die rudimentären Anweisungen erfüllen kann, die der Restverstand funkt und eigentlich überhaupt nichts versteht, bloß dies: Geräusch – nervt – abstellen!

Ich krabbelte auf allen Vieren aus dem Bett, über den Raufaserteppichboden, der meine Knie unangenehm aufscheuerte und irre Abdrücke in meinen Handflächen hinterließ. Der Drucker meines Vermieters ist ein weißer Plastikkasten, der im Standby-Modus dort unten harrt, am Boden neben dem Schreibtisch, neben den vertrockneten Insekten aus dem letzten Sommer; der mit seinem breitmauligen Papiereinzug und den Leuchtdioden aussieht wie ein Tier in Lauerstellung und bis gestern Nacht hielt ich ihn auch für ein wahnsinnig ausgeschaltetes Plastiktier in Lauerstellung und war froh. In dieser Nacht, aus Gründen, die mir unbegreiflich sind, begann das Gerät jedoch einen Selbstreinigungsprozess durchzuführen. Vielleicht war es der Drucker einfach satt, ungenützt so langsam in einer Ecke vor sich hin zu trocknen und verselbständigte sich. „Es ist Frühjahr und ich putze mich schon selbst, wenn ihr es nicht tut und ihr mich auch sonst nicht braucht, ihr Spacken. Euch zeig ich’s!“, und legte los.

Er schnarrte und pumpte und ratterte drauf los. „Selbstreinigungsprozess“ stand im Display und als ich den Ausschalter drückte, war das Plastiktier weniger Tier denn Diva und spuckte eine einzeilige, zickige LED-Antwort aus:

„Kein Ausschalten möglich, bis Job beendet ist!“

Soso, einen hypotasierenden Ordnungsfanatiker haben wir da also, zog den Stecker um kurz nach zwei Uhr in der Nacht, der Prozess soff ab und mit ihm das Licht in der Maschine. Und wieder Schlaf und Nachtruhe, als ich zurück ins Bett kroch und die Diva der Firma Brother endgültig deaktiviert am Boden stehen ließ.

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