Unten im ersten Stock saßen die Russen noch zusammen. In ihrem Zimmer, es brannte Licht, noch spät. Sie tranken und sangen und träumten Ostblockträume. Heroes dead and gone.
„Dutschke wars nicht. Dutschke wars nicht.“ Die ganze Zeit verfolgte mich diese Stimme. Es gab kein Bild dazu, nur diese Stimme, heiser, irre. „Dutschke wars nicht“, und ich wusste nicht, woher sie kam und wer der Flüsterer im Dunkeln war. Noch was er damit beabsichtigte.
Als ich hochschreckte und auf die Straße lief, war es Nacht. Die Nacht gehört den Katzen und den Prostituierten. Ein Wolkeneisbär jagte unter einem sichelförmigen Mond. Große Pranken, fegendes Fell. Und der Gesang der Russen. Und in der Ferne ein Jubelsturm von Menschen. Freude hallte durch die Nacht, während High Heels vor mir herstöckelten. Zartbehoste Beine in viel zu knappen Shorts, bei viel zu niedrigen Temperaturen. Ich fragte nicht, wurde aber auch nicht gefragt. Für Geld ginge alles; ich lief, während ich langsam ging. Und drehte mich nicht zur Seite, während Wangenrot aus dem schwarzen Benz leuchtete. Beim Blitzen der Katzenaugen blieb ich stehen. Erst dann blieb ich stehen. Hab ich des schönen Traums nicht gleich gelacht?
„…ich wusste nicht, woher sie kam und wer der Flüsterer im Dunkeln war“
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Das kommt mir doch vage bekannt vor – H.P. Lovecraft, r8? 🙂
Greets,
Olli
Right. Manchmal denke ich da auch an Wolf Biermann. Da hatte ich mal einen Traum: Biermann lud mich in sein Haus aus, ständig flüsterte er, aus dem Dunkeln, später aus einer Dusche (?) mit dreckigen Milchglasscheiben. War alles höchst bizarr.