Regenerreger

Wie die Welt sich zuzieht, die Räume scheinbar enger werden wenn es regnet. Tropfen murmeln auf dem Asphalt, Menschen stehen sich dichtgedrängt auf den Füßen oder laufen aneinander vorbei. Polyesterärmel ((Die meisten Menschen betonen Polyester falsch, „PoliYESTER“, wie in YESTERday der Beatles oder WESTERwald, wobei der weder etwas mit den Beatles, noch Polyester etwas zu tun hat. Bei dem Stoff Polyester handelt es sich um eine mehrteilige Ester-Verbindung. Darum „Poly-Ester“.)) rascheln. Ein Anruf bleibt unbeantwortet. Ein leerer Umschlag, auf dem mit dickem Filzstift das Wort „Kündigung“ geschrieben steht wird von einem Mann mit leerem Blick auf eine Fensterbank gelegt. Der Mann geht weg, der Umschlag fällt auf den Boden. Der Regen klärt alles, was die Natur nicht mit sich selbst verhandelt. Menschen erdulden das und halten sich geduckt, während die Ahnung von ihrem drohenden Untergang sie stark ausbeult. Ich sinke also schwimm ich.

Diese Gewissheit ist melancholischer Art, sie scheint in diesen Zeiten das einzige Element zu sein, das uns verbindet. In ihren Jobs, in ihren Beziehungen – alle strampeln und rudern mit wütenden Bewegungen in ihren Untergang. Dabei liegt es nicht an ihnen, dass sie nicht vorwärts kommen. Es ist das Wasser, das immer höher steigt.

Der Wind zerzaust ein Werbebanner, aufgequollene Fetzen lappen nach unten. Wasser schwallt über die Bordsteinkante. Mit blanken Füßen in der dreckig-salzigen Gischt der Stadt stehen, eine Sturmgeburt, eine Schaumgeburt.

Regen! Nach langen Tagen der Hitze endlich Regen, und das an einem Dienstag. Dienstage sind gerne solche Tage, an denen weder etwas vorwärts noch etwas rückwärts geht. Nicht so wie Montage, die haben mit ihren Bewegungen etwas geckohaftes. Da gibt es so eine Tendenz in den Köpfen der Menschen, zumindest vermute ich das, dass eine größere Katastrophe oder ein Krieg bevorsteht; es ist der 9. September 2015 und es liegt etwas niederdrückendes in der Luft, was nichts mit der Sommerhitze zu tun hat.

„Auf dem Grill des Lebens war ich immer das Stück Fleisch, das zart und saftig und noch ein wenig roh war, ein bisschen unfertig, während mich die Gesellschaft immer ganz durchgebraten haben wollte.“ – Hagen

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