Alpaka-Porno

Steuernummer bekommen, Auto gekauft und auf einer Alpakafarm mitgeholfen – vieles auf einmal. Straßenkarte, Gaskocher, Isomatte und Wassertank besorgt und Nelly – meinem farbaren Untersatz ein paar Macken ausgeredet. Langsam wirds Zeit Hamilton zu verlassen.

Nelly, hier links im Bild.

Nelly ist mein ’96 Mitsubishi Legnum Stationwagon; etwas zart, was die Motorisierung betrifft, aber ich bin ja schließlich nicht hier um Rennen zu fahren. Und mit 123.000 Kilometern ist sie auch noch recht „jung“. Eigentlich hatte ich mich dagegen entschieden, meinem Auto einen Namen zu geben. Aber es hilft manchmal beim gut Zureden und in diesen speziellen Augenblicken, wenn etwas klappert oder quietscht und man nichts weiter als beten und treu die Amaturen tätscheln kann, damit die Karre ihren Geist nicht aufgibt.

Gestern half ich auf einer Alpaka-Farm in der Nähe von Cambridge ein wenig mit aus. Die Farm liegt hinter den Hügeln, die als Drehort für das Auenland aus Herr der Ringe herhalten mussten. (Überhaupt sind hier eigentlich alle Kiwis ziemlich stolz auf die Herr der Ringe Filme.) Neben einer Menge Rinder, Kälber, Hühner und Alpakas gabs auch ein paar Schafe, die mich schier verrückt machten. Wwoofing („will work on organic farm“) ist eigentlich ziemlich lässig:
Man reist im Land herum und bekommt auf Farmen (meistens kleine Ökofarmen), manchmal auch kleinen Familienbetrieben (Hotelbetrieb, Kajakvermietung, etc.) kostenlose Schlafmöglichkeiten und Essen, wenn man bereit ist, sich in das Familienleben zu integrieren und kleinere bis mittelgroße Jobs zu erledigen. Das können, je nach Größe der Farm auch mal ganz schön ordentliche Aufgaben sein. Also von pillepalle bis heftig ist alles dabei.
To-do’s für diesen Tag: Gartenbeet anlegen, Holzpfosten setzen, Holzplanken befestigen. Schafe impfen. Die bekamen eine Schluckimpfung und ich bin über die total matschige Weide hinter den Viechern hergehetzt. Hätte ich nicht in Gummistiefel gesteckt, die mindestens drei Nummer zu groß waren, hätte ich mit meinen Läuferbeinen Heimvorteil gehabt. Aber so, im dicken blauen Overall, sah das ziemlich grenzwertig aus. Dann ist auch noch eine Mama mit ihrem Lamm ausgebüchst und die nächste Stunde haben wir zu dritt nichts anderes versucht, als die beiden wieder einzufangen.
Nächste Aufgabe, Kühe von einer Weide auf die nächste treiben. Einfach, weil die fröhlich und ohne Murren losgetrottet sind. Dann durfte ich mit ein paar Alpakas „Gassi gehen“, also an der Leine im Gehege herumrumführen, weil die Tiere an das an der Leine Gehen gewöhnt werden müssen. Ich hatte noch nie etwas direkt mit Alpakas zu tun, aber das sind ziemlich niedliche Tiere, die immer nur ein bestimmtes, lustiges Geräusch von sich geben. Wenn ich wieder etwas schnelleres Internet habe, lade ich euch mal ein Video hoch. Als ich sie an der Leine hatte, versuchte ich als Beruhigungsmittel mit ihnen bayerisch zu sprechen. Da haben sie mich ganz hypnotisiert angesehen. Gefolgt haben sie trotzdem nicht.

Absoluter Höhepunkt des Tages war eine Alpakapaarung, um für Nachwuchs zu sorgen. Also quasi ein Alpaka-Porno. Das war eine absolute Ausnahmen, da dass auf der Farm nicht so häufig passiert. „Lennon“, so hieß der glücklich Kandidat, wurde dafür vor drei Boxen im freien Gehege geführt, in jeder wartete eine Dame. Die richtige Kandidatin war gefunden, wenn sie nicht zum spucken angefangen hat (das machen die richtig heftig, wenn sie bereits trächtig sind. Zur Sicherheit ging ich auf Distanz.) Und dann rein in die Box und los. Ganz ruhig, kaum Bewegung, aber 20 Minuten lang (!) und in einer Geräuschkulisse: unbeschreiblich. Lässt sich am besten mit einem alten Rasenmäher beschreiben, der nicht richtig anspringen will.

Alles in allem hat der Tag als Landwirt unglaublich Spaß gemacht. Bis auf die Momente, wo meine Stiefel in Kuhkacke steckenblieben und ich, weil die Stiefel zu groß waren, fast aus den Schuhen raus und in die Scheiße reingefallen wäre. Ging aber alles noch glimpflich über die Bühne.

Wie es jetzt weitergeht, ist noch nicht sicher. Es gibt da eine kleine buddhistische Enklave im Norden Coromandels, die Wwoofer für die Landwirtschaft brauchen und im Gegenzug buddhistische Lehren und Meditationsübungen anbieten. Oder weiter nach Osten in die Bay of Plenty, da gibts auch ein paar schöne Farmen, direkt an einem der größten Seen der Gegend. Oder ganz in den Norden, oberhalb von Auckland nach Cape Reinga / Russell. Wohin auch immer, eins ist sicher: raus aus Hamilton.

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