Szenenwechsel, Wohnheimsküche, Westend.
Mit hibbeligen, nervösen Gesten, exaltierten Handbewegungen und fickrigem Gekicher reagieren die Mädels auf die Frage. Sie wollen so erwachsen damenhaft wirken, nach aussen schaffen sie es bestimmt, soviel Wangenrouge und Lidschatten mag überzeugen; im Kern sind sie jedoch vorzeitlich ihrer Adoleszenz, nicht mitgegangen und noch verhangen in jugendlicher Naivität. Nett anzusehen aber auf eine gewisse Art mitleidserregend.
Es soll zu einer Sportstudentenparty gehen. Sie haben sich besonders aufgehübscht für diesen Abend (oder wie man im süddeutschen Sprachraum zu sagen pflegt: aufgebrezelt); jede von ihnen möchte die Schönste sein. Auch die besonders Hässlichen unter ihnen, die nicht von Natur aus mit aphroditischer Reinheit Gesegneten malen sich an, maximalverschönern sich in der Hoffnung, auf dieser Party einen abzukriegen. Sie alle wollen auf dieser Party einen abkriegen, sie alle wollen genommen werden. Später hört man das Tacken ihrer Absätze auf dem Flur. In hochhackigen Stiefeln, die jungen Stuten reiten vom Hof.
Die Künstlichkeit der Verschönerung war und ist in jeder Epoche etwas aufgesetztes, eine große Maskerade auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten; die Annäherung an das jeweilige Schönheitsideal von jeher ein künstlich herbeigeführter Schaffungsprozess, ein nach aussen gerichtetes Modellieren. So einigte man sich stets auf ein entsprechendes Äusseres, eine Geschmacksgleichschaltung: die Wespentaille in den 50er Jahren, Puder und Mieder der Renaissance, Rubens barocke Körperformen des 16. Jhdt.
Der Körper ist ein Tempel, eine Trutzburg und bis an das Lebensende eine perpetuelle Baustelle. Trotz medieninduzierter Trugbildverblendung, der Disneyisierung des Äusseren – digital manipulierte Gesichter auf Hochglanzmagazinen, Idealisierung übermenschlicher Attribute, Liposuktion dort, wo sonst nichts mehr hilft – beruhigt es mich zu sehen, dass diese einfachen Werbungsprozesse von Natur aus noch funktionieren. Und doch: Die pubertäre Unsicherheit über die eigene maximale Angepasstheit in den Blicken dieser Mädchen lässt mich manchmal eigenartiges Mitleid verspüren.